KSG Andernach


E. Häckell: Zum Thema Ganztagsschule



Ein zweites Thema ist die Einführung von Ganztagsschulen in Rheinland-Pfalz. Das Kollegium hat sich frühzeitig mit den Zielen und Rahmenbedingungen auseinandergesetzt. Der soziale Aspekt dieses Anliegens wird dabei durchaus anerkannt. Bedenken wurden jedoch erhoben wegen vermutlich nicht ausreichender Bedarfslage, wegen der wenig attraktiven Vorbilder im Ausland sowie der unerwünschten Verlagerung des Arbeitsrhythmus in den Nachmittag hinein. Darüber hinaus scheint die personelle Ausstattung solch erweiterter Schulformen möglicherweise nicht auszureichen. Für gymnasiale Oberstufen gehört ebenso wie für eine Reihe von Mittelstufenklassen der Nachmittagsunterricht ohnehin zum gewohnten Alltag.

Das Kollegium des KSG lehnte daher eine Beteiligung an diesem Schulmodell ab, kein Ausnahmefall, denn landesweit bewarb sich nur ein einziges Gymnasium um Zulassung in der ersten Phase. Der Schulelternbeirat schloß sich diesem Votum an; allerdings mit der Option, zu einem späteren Zeitpunkt - ggf. auf der Basis einer breiten Erhebung der Elternmeinung - seine derzeitige Entscheidung zu überdenken. Ein ähnliches Meinungsbild ergibt sich in der Runde der vier Schulleitungen im Schulzentrum Andernach.

Für Sie, liebe Eltern, nachfolgend ein kompakter Überblick über die Rahmendaten des Ganztagsschulprogramms:

  • Ziel ist es, landesweit in drei Schritten 300 Ganztagsschulen errichten, beginnend im Schuljahr 2002/03. Angestrebt wird eine angemessene Verteilung über das ganze Land, wobei Grundschulen, Sonderschulen, regionale Schulen und Hauptschulen stärker berücksichtigt werden sollen.
  • An 4 Tagen in der Woche (Montag bis Donnerstag) muß eine Betreuung bis 16.00 Uhr gewährleistet sein.
  • Interessierte Eltern müssen ihre Kinder verbindlich für ein ganzes Schuljahr für die Teilnahme an allen 4 Tagen anmelden.
  • Sicherzustellen ist ein gemeinsames Mittagessen, für das die Eltern einen Unkostenbeitrag von ca. 3 Euro pro Mahlzeit zu tragen haben. Ansonsten entstehen für die Eltern keine Kosten.
  • Die Ausgestaltung der Nachmittagsschulzeit ist weitgehend der Schule zu überlassen. Sie enthält Zeiten für Hausaufgabenbetreuung, Förderung von Schülerinnen und Schülern (schwache wie begabte) und Freizeitangebote.


Falls ganze Klassen in ein solches Projekt einbezogen sind, kann der reguläre Unterricht auch in den Nachmittag verlagert werden, so daß am Vormittag Erholungsphasen eingeplant werden können. Die Personalzuweisung erfolgt nach einem besonderen Schlüssel durch das Ministerium. Es kann sich um ausgebildete Lehrkräfte handeln, aber auch um sonstiges Personal wie Sozialpädagogen oder auch Mitarbeiter aus Kirche und Vereinen.

Schulen können sich um die Teilnahme am Modell Ganztagsschule bewerben. Voraussetzungen für eine Zulassung sind ein überzeugendes Gestaltungskonzept sowie eine ausreichende Zahl verbindlicher Anmeldungen (die Mindestzahl beträgt für Gymnasien 54 Schülerinnen und Schüler).

Aus meiner Sicht ergeben sich mit dem Ganztagsangebot in einer Schule durchaus reizvolle Gestaltungsmöglichkeiten. Ich sehe aber auch einen erheblichen organisatorischen Zusatzaufwand und befürchte ein eher geringes Interesse unserer Schülerschaft an einer zusätzlichen und vor allem langfristigen Verlängerung ihrer Schultage. Insofern ist es wohl sinnvoll, die Entwicklungen im Lande zunächst aufmerksam zu beobachten.

Elternbrief 2001/02 Nr. 2 vom 14. Febr. 2002